Sarganserländer, 21.04.2008
Ein mitreissendes und vielseitiges Repertoire hielt der Chor “Vocs Box”, bestehend aus ehemaligen Kantischülern, am Samstag anlässlich des Jahreskonzertes in der KSS für sein Publikum bereit.
SARGANS Gleich mit den ersten milden Klängen der jungen Stimmen wurde deutlich, dass es Chorleiter Harri Bläsi fabelhaft gelingt, die rund 20 Stimmen zur klanglich harmonischen Einheit zu bringen. Nichts drängt in den Vordergrund. Das geschickt zusammen gestellte Repertoire besticht durch Vielseitigkeit. Mit grosser Palette malt Harri Bläsi mit dem Chor ein Klangbild, das sich mit jedem Lied um eine neue Klangfarbe erweitert. Den Untergrund auf dem dies so fein gelingt, setzt Stefan Frommelt mit seinen malerischen, hier und da gewitzt akzentuierten Klavierimprovisationen.
Mit breitem Pinsel gemalt
Beginnend mit Traditionals aus den USA, Schottland und der Schweiz, findet sich das innere Auge in einer feinen, pastellfarbigen Klanglandschaft wieder. Leicht hüpfend fügt sich mit Greensleeves schottischer Rhythmus ein, bevor mit “Du fragsch mi” Heimatgefühl aufkommt. Eine Stippvisite bei den 70er und 80er Jahren bringt interessante neue Klangfarben, so beispielsweise regnerische Melancholie mit Billie Holidays “God bless the Child” oder klar strukturierte Kontraste mit “Super trouper” von Abba. Bei “Endless Love” von Lionel Richie klingt zarte Liebe auf rosaroten Wolken an, während es mit “Hard to say I’m sorry” in fliederfarben anklingende Tragik führt. Absolut heitere, unbeschwert sonnige Klänge folgen mit drei Werken im Latin swing. Vor dem inneren Auge würde jetzt der Maler einen Schritt zurücktreten und mit “Us Distanz” von Res Wepfer sein Werk distanziert betrachten. Nachdenklich, fast schon philosophisch erklingt dieses Werk, bevor der Maler erneut zur Palette greift und mit “Only Time” zarte irische Grüntöne einfügt.
Der Abschied fällt schwer
Zwei israelische Traditionels temperamentvoll und akzentuiert ergänzen das Klangbild dramatisch, komplementär jedoch durchaus lebensfreudig. Mit “King of the road” schlendert man vergnügt schnipsend zum nächsten Zigarettenautomat, bevor man mit Frank Sinatra “New York” einen weltmännischen Besuch abstattet. Dem Klangbild wird damit ein glamouröses Funkeln aufgesetzt, bevor es mit “To be or not to be” eigenwillig ums Ganke geht. Fast schon übermütig slapstickartig untermalt der Pianist diese petrolfarbene Liebeserklärung. “Goodnight sweetheart” sagt der Maler des Klangbildes, betrachtet sein Werk zufrieden, fügt hier und da noch einen feinen Pinselstrich an und schickt sich an, zu Bett zu gehen.
Stimmen gesucht
Dass das Publikum damit nicht einverstanden ist, versteht sich von selbst. “Nur es chlieses Träumli” hängt er übermütig an, doch auch das reicht noch nicht. Mit ausgesprochenen milden, sentimentalen Klängen wird das Publikum sanft zum Abschied gedrängt und der Chor tritt den geordneten Rückzug an.