“Freut euch, ihr Himmel!”

Sarganserländer, 18.12.2006

Besinnliche Advents- und frohe Weihnachtsstimmung vermittelte das berührende Konzert der Vocs Box (Chor ehemaliger Kantonsschüler von Sargans) unter der Leitung von Harri Bläsi am Freitagabend in der Pfarrkirche in Heiligkreuz.

Von Hans Hidber

Heiligkreuz/Mels. – Bereits vor Konzertbeginn fiel im Chor ein Instrument auf, das laut Bibel schon König David zu spielen wusste: die Harfe. Das königliche Instrument, einfühlsam und souverän gespielt von der schon mehrfach mit Preisen ausgezeichneten Harfenistin Katrin Bamert, kam in diesem Konzert verschiedentlich zum Einsatz und verlieh dem Ganzen eine besondere Klangfarbe und Atmosphäre.

“Komm, Emmanuel”
Der schottische Komponist Rory Boyle (1951) orientierte sich in seinem Stil stark an Igor Stravinsky (1882 – 1971), ihm wurde auch schon eine “unsentimentale Lyrik” bescheinigt. Nach ein paar kurzen Tonfolgen der Orgel (Erich Jahn) eröffneten drei Solistinnen von der Empore herunter das Konzert mit dem Adventsruf “Komm, komm, Emmanuel”. Zeitlos gültig dann das Gebet des heiligen Franziskus, in dem unter anderem auch Licht in die Dunkelheit und Frieden ersehnt wird. Weihnächtlich wurde es mit den “Drei Königen”, deren Kommen durch die Orgel in trippelnden Tönen angekündigt wurde. Die Trilogie von Boyle’s Werken fand ihren Abschluss mit dem glanzvollen “Preis und Ehre”.Das Konzert in D-Dur für Streicher und Harfe von Antonio Vivaldi (1678 – 1741) liess barocke Festfreude aufkommen, während im “Prélude et Variation” für Orgel und Harfe von Cèsar Franck (1822 – 1890) die klaren Linien des französisch geprägten Neoklassizismus aufschienen.

Das Weihnachtsoratorium
Camille Saint-Saëns (1835 – 1921), obwohl auch Vertreter des typischen französischen Musikstils des 19. Jahrhunderts, hatte eine besondere Vorliebe für die alten Klassiker. Das “Prélude” zum Oratorium klassierte er selber als “im Stil von J.s. Bach”, wohl als Seitenhieb auf die damalige Ignorierung der Bach’schen Genialität. Zum Oratorium selbst stimmte die Orgel behutsam eine Hirtenmelodie an, die von den Streichern sanft aufgenommen und weitergeführt wurde. Das Werk besteht aus Psalm- und Evangeliumstexten, die zum Teil im Psalmenton rezitiert und wie in einem Wechselgesang vom Chor übernommen werden. Dabei ergibt sich eine stetige Steigerung: Steht anfänglich nur ein Solo im Wechsel zum Chor, werden die Solistenstimmen sukzessive bis zum Quintett erweitert. Bemerkenswert waren die sauberen und nahtlosen Übergänge der Soli zum Chorgesang, wie überhaupt die hohe Stimmkultur und Tonsicherheit.

Eindrückliches Erlebnis
Die natürlichen, jugendfrischen und doch disziplinierten Stimmen, die auch in hohen Lagen nie forciert werden mussten, das abgerundete und den Chor nie dominierende Orchester in seinem warmen Wohlklang (Konzertmeisterin Vreni Sailer) und die souveräne Leitung durch Harri Bläsi führten zu einem ausgewogenen Zusammenspiel. Angenehm auch die den Texten angepasste, ruhige, dennoch mit rhythmischem Schwung dahinfliessende Harmonie. Die Lobpreisungen, Bitt- und Hallelujarufe hoben sich als dynamische Farbtupfer von den längeren, lyrisch-erzählenden Passagen ab. Als besondere Höhepunkte sind auch die Einsätze der Solisten zu werten: Bea Rütsche-Ott (Sopran); Esther Bläsi-Huber (Mezzosopran); Sarah Cathomas (Alt); Felix Lutz (Tenor) und Alfred Kesseli (Bass). Eine instrumentale Schlüsselrolle neben der bereits erwähnten Harfenistin) spielte Organist Erich Jahrn, der durch gekonnte Registrierung und gewohnt virtuos dem jeweiligen Charakter der Stücke in unaufdringlicher Art Rechnung trug.

Ein freudvoller Schlusspunkt
Der lang anhaltende Schlussapplaus hätte für etliche Zugaben ausgereicht. Sinnvollerweise wurde jedoch darauf verzichtet, sollte doch der allmählich aufgebaute, fulminante Schlusspunkt von Chor, Orchester und Orgel das klangvolle und definitive “Amen” dieses eindrücklichen Weihnachtskonzerts bilden. “Denn Er kommt, Halleluja!” – was könnte diesem Lobgesang des jubilierenden Himmels und der jauchzenden Erde noch hinzugefügt werden?

Weitere Aufführungen jeweils um 20.30 Uhr am 22. Dezember in der reformierten Kirche Maienfeld, am 26. Dezember in der kath. Kirche Lenzerheide und am 27. Dezember in der kath. Kirche Buchs